Newsletter: On Us

HitchOn News · 22. Januar 2025

On Us | 🔮 Wer entscheidet über die Zukunft der sozialen Medien?

Hey Leute, 😊 
 
eigentlich wollte ich dieses Jahr mit einer Gratulation beginnen. Im Februar wird YouTube 20 Jahre alt, was irgendwie unglaublich ist. Eine ganze Generation ist inzwischen mit der größten und bedeutsamsten Online-Videoplattform aufgewachsen. Doch dieses Jubiläum markiert eine Zäsur. 
Das einstige Versprechen der Plattformen, Menschen zu verbinden, Kreativität freizusetzen und Medien zu demokratisieren, steht in Frage wie nie zuvor. Und das ausgerechnet in dem Land, in dem es vor zwei Jahrzehnten mit Facebook, YouTube, Twitter und Co. angefangen hat. 
 
Das Jahr 2025 hätte kaum wilder starten können: Mark Zuckerberg schafft Fact-Checking ab und toleriert auf seinen Plattformen Facebook, Instagram und Threads mehr Hate Speech und Desinformation. Elon Musk mischt sich in den Bundestagswahlkampf ein und hofiert die Chefin und Kanzlerkandidatin einer rechtsextremen Partei auf seiner Plattform X. Und TikTok knipst sich in den USA an einem Wochenende innerhalb von 16 Stunden erst selbst die Lichter aus, macht dann wieder die Lampen an und bedankt sich ausdrücklich bei „President Trump“, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal offiziell im Amt ist. 
 
Nun, jetzt ist er’s. Der wiedergewählte US-Präsident sitzt seit dieser Woche offiziell wieder im Weißen Haus. Nach seiner chaotischen ersten Amtszeit hatten das damalige Twitter, Meta und YouTube die Social-Media-Zugänge des frisch abgewählten Präsidenten gesperrt. Das andere über sein Schicksal entscheiden, das soll ihm nicht nochmal passieren. Nun will Donald Trump die großen Social-Media-Plattformen unter seine Kontrolle bringen. 
 
Den Anfang machte er mit Elon Musk. Den Chef von Trumps einstiger Lieblingsplattform X köderte er mit einem Regierungsamt und exklusivem Zugang zu seinem Inner Circle. Jeff Bezos, der Amazon-CEO und Besitzer der Streaming-Plattform Twitch, buckelte freiwillig. Schon vor der Wahl kassierte Bezos eine Wahlempfehlung seiner Zeitung, der Washington Post, für Kamala Harris. Nach der Wahl spendete er, wie viele andere Tech-Milliardäre, eine Million Dollar für die Amtseinführung Trumps. 
 
Mark Zuckerberg war schwieriger auf Linie zu bringen und traute sich zunächst, Trump zu widersprechen. Der ließ sich nicht beeindrucken und drohte dem Meta-Chef im Wahlkampf unverhohlen mit Gefängnis. Diese Aussicht ließ dann auch Zuckerberg einknicken. Er wolle ab sofort eng mit Trumps Regierung zusammenarbeiten, unter anderem gegen vermeintliche „Wokeness“ und angebliche Zensur in Europa, verkündete er per Video-Botschaft. Die drei reichsten Männer der Welt, deren Social-Media-Plattformen zusammen mehr als 4,5 Milliarden Nutzer:innen haben, folgen klar dem autoritären Kurs des US-Präsidenten. 
 
Blieb noch TikTok. Hier hatte die Regierung Biden dankenswerterweise vorgearbeitet. Ein neues Gesetz soll den chinesischen Konzern Bytedance eigentlich zwingen, sein US-Geschäft an eine amerikanische Firma zu verkaufen. Weil aber die Durchsetzung zu spät und mit zu viel Interpretationsspielraum erfolgte, geriet es zur Steilvorlage für Trump. Er verkündete, das Gesetz per Executive Order aufzuschieben, um einen „Deal“ auszumachen. Trump kann sich als Retter der Jugendkultur feiern lassen; und TikTok ist sein Ass im Ärmel für kommende Gespräche mit der chinesischen Regierung. 
 
Noch fühlt sich all das wie eine alternative Realität an, wie eine Folge Black Mirror, wie ein dystopischer Zukunftsroman. Doch es zeichnet sich ab: Wie diese mit Ausnahme von TikTok in den USA entwickelten Plattformen funktionieren, wird maßgeblich davon abhängen, ob Donald Trump gefällt, was dort passiert. 
 
Was wir schon jetzt tun können: Gemeinsam drüber sprechen, wie wir uns in dieser neuen Social-Media-Welt bewegen wollen und worauf wir uns einstellen müssen. Meine Kollegin Maria Plotnikova hostet dazu einen Zukunftsdialog. Ich lade euch herzlich ein, mitzudiskutieren und eure Gedanken dazu zu teilen. Mehr dazu weiter unten in diesem Newsletter. 
 
Und weil das YouTube-Jubiläum nicht ganz an uns vorbeigehen soll, klären wir anlässlich des 20. Geburtstags von YouTube ein paar SEO-Mythen zu der Plattform auf. 
 
Viel Spaß beim Lesen wünschen euch 
 
euer Moritz und das HitchOn-Team 
 
 

5 Mythen über YouTube – Was stimmt und was nicht? 

Seit 20 Jahren versuchen Creator, Videoexperten und Analysten die Algorithmen der größten Videoplattform der Welt zu entschlüsseln. Unsere Experten Kwink Kurze und Marius Syznalski haben im vergangenen Jahr rund eine halbe Milliarde Views auf von uns betreuten Kanälen analysiert. Sie räumen mit einigen gängigen YouTube- Mythen auf, die uns im Alltag immer wieder begegnen. 
 
1. Das Keyword gehört aufs Thumbnail! 
 
Stimmt nicht! Dem zugrunde liegt ein Missverständnis über Rolle und Verhältnis von Thumbnail und Titel. Nämlich, dass sie bei der Bewertung eines Videos durch die Empfehlungsalgorithmen unmittelbar voneinander abhängig sind. Tatsächlich sind Thumbnail und Titel zwei unabhängige Elemente, die den Algorithmen jeweils separate Hinweise darauf geben, für welches Publikum ein Video interessant sein könnte. Wichtiger als Keywords im Thumbnail ist ein Design, das Neugier weckt und zusätzliche Informationen liefert, die der Titel allein nicht abdeckt. 
 
2. Der Dateiname ist wichtig für den Algorithmus!
 
Stimmt nicht! Ein uralter Mythos, der immer wieder auftaucht und wohl darauf zurückgeht, dass der Name der Upload-Datei in den Videoeinstellungen sichtbar angezeigt wird. Machen wir es kurz: Der Dateiname dient lediglich dazu, dass man selbst nachvollziehen kann, welche Datei hochgeladen wurde. Ob die Datei „BestesVi-deo.mp4“ oder „RandomClip123.mov“ heißt, spielt für den Algorithmus keine Rolle. 
 
3. YouTube passt sich deiner Stimmung an!
 
Stimmt! Klar, Thumbnails sind wichtig – aber, was kaum jemand weiß: YouTube testet immer wieder, welche Farben dich ansprechen. Wir hatten Zugang zu einem YouTube-Feature, das die dominanten Farben um das Thumbnail herum hervorhebt, und waren selbst überrascht: Der Algorithmus identifiziert die häufigsten Farben je-des Thumbnails und trifft darauf basierend Entscheidungen. 
 
Das Verrückte daran: In unseren Tests wurden 60 % bis 75 % der Startseiten-Empfehlungen von nur zwei Hauptfarben dominiert. YouTube entscheidet also nicht nur nach Themen, sondern lenkt deine Startseite gezielt über Farben! Wenn du unbewusst öfter auf blaue Thumbnails klickst, wird YouTube deine Startseite nach und nach „blau einfärben“. 
In der mobilen App kannst du dieses System sogar selbst testen – dort gibt es manchmal die Option „Stimmung“, wo du direkt nach Farben filtern kannst. 
 
4. Die optimale Länge für horizontale Videos liegt bei zehn Minuten!
 
Stimmt nicht! YouTubes Algorithmus bevorzugt deutlich längere Videos. Das führt zu ebenso kreativen wie skurrilen Entwicklungen. In der Doku-Branche hat sich ein völlig neues Genre etabliert: „Documentaries To Fall Asleep To“ – stundenlange Zusammenschnitte von Dokumentationen, die perfekt sind zum Einschlafen. Wie prak-tisch, dass YouTube inzwischen ein Feature hat, das man eher von Audio-Plattformen kennt: Nutzer:innen können sich seit Kurzem einen Sleeptimer einstellen. 
 
5. Mehr Kommentare = mehr Reichweite!
 
Stimmt nicht! Hartnäckig hält sich das Gerücht: „Je mehr Kommentare, desto besser für die Performance!“ Tatsächlich gibt es zahlreiche Videos mit überdurchschnittlich vielen Kommentaren, die trotzdem erstaunlich schlecht performen. 
Der YouTube-Algorithmus ist deutlich ausgeklügelter, als viele denken, analysiert den Inhalt der Kommentare und setzt ihn in Beziehung zum Video und den Zuschauerreaktionen. 
 
Ein Beispiel dafür: Wenn sich die Kommentare hauptsächlich über die schlechte Tonqualität beschweren, signalisiert das YouTube, dass das eigentliche Thema des Videos wohl nicht besonders relevant war. Das erklärt auch, warum ihr manchmal Videos vorgeschlagen bekommt, die auf den ersten Blick gar nicht zu euren Interes-sen passen. Kleiner Tipp: Werft in solchen Fällen mal einen Blick in die Kommentare – oft findet ihr dort Begriffe, die erstaunlich gut zu eurem Interessenprofil passen! 
 
 

On Meta 

Die jüngste Entscheidung von Meta, in den USA die Zusammenarbeit mit Faktenprüfern einzustellen und durch ein „Community Notes“-System zu ersetzen, hat viele überrascht. Statt auf professionelle Faktenchecks zu setzen, sollen Nutzer:innen selbst mit Anmerkungen gegen Desinformation vorgehen – ähnlich wie bei X (ehemals Twitter).  Eine Einschätzung unserer Kollegin Maria Plotnikova
 
Die Idee klingt zunächst nach mehr Partizipation. Doch „Community Notes“ hängen stark von der aktiven und ausgewogenen Teilnahme der Nutzer:innen ab – ein Prinzip, das in der Praxis oft scheitert. Faktenchecks mögen Schwächen haben, bieten aber eine strukturierte Methode, um gezielte Desinformation einzudämmen. 
 
Gleichzeitig lockert Meta auch die Inhaltsrichtlinien. Aussagen, die beispielsweise Homosexualität als „Geisteskrankheit“ bezeichnen, sind künftig erlaubt. Dieser Rückschritt wird Hassrede verstärken und digitale Räume für marginalisierte Gruppen unsicherer machen. Creator:innen, die sich für LGBTQIA+, Aufklärung oder politische Themen einsetzen, laufen Gefahr, durch solche Entwicklungen von den Plattformen verdrängt zu werden. 
 
Diese 3 Dinge könnt ihr jetzt schon tun, um euch auf Metas Änderungen einzustellen: 
 
1. Alternativen prüfen: Plattformen wie Bluesky, YouTube oder Twitch bieten (noch) Alternativen, die ein sicheres Umfeld schaffen können. 
 
2. Klare Haltung zeigen: Es ist wichtiger denn je, sich aktiv gegen Hassrede und Desinformation zu positionieren. 
 
3. Safe Spaces fördern: Sich als digitale Plattform oder Community bewusst als Schutzraum für marginalisierte Gruppen zu etablieren, ist ein entscheidender Schritt. 
 
Die Verantwortung liegt bei uns allen – bei Creator:innen, Accountbetreiber:innen, Agenturen und Nutzer:innen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass soziale Medien Räume für Zusammenhalt und Aufklärung bleiben, statt zu Werkzeugen der Spaltung zu werden! ✊ 
 
 

Einladung zum Meta-Zukunftsdialog 

Meta verändert sich derzeit grundlegend. In unserem kostenlosen Online-Event schaffen wir Raum für einen offenen Dialog, um gemeinsam mit Content Creator:innen, Social-Media-Manager:innen, Agenturen und Medienschaffenden über die Auswirkungen dieser Entwicklungen zu sprechen. Wir analysieren die aktuellen Herausforderungen, tauschen Strategien für verantwortungsvollen Content aus und entwickeln praktische Ansätze für die tägliche Arbeit. 
 
Das moderierte Event findet am 12. Februar 2025 um 12:00 Uhr online via Teams statt, dauert 60 Minuten und bietet maximal 20 Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in einem vertrauensvollen Rahmen zu vernetzen und Perspektiven zu teilen. 
 
Jetzt hier anmelden und den Wandel aktiv mitgestalten! 
 
 

3 Social Themen für die nächsten Monate, die ihr jetzt schon planen könnt! 

Weihnachten und Silvester liegen hinter uns – jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um den Social-Media-Kalender für das zweite Quartal 2025 zu füllen. Hier sind drei Anlässe, die ihr im Blick haben solltet: 
 
Ostern, 20.-22. April: Ostern bietet eine gute Gelegenheit, eure Social-Media-Strategie mit frischen Ideen und kreativen Kampagnen bunter zu machen. Nutzt die positiven Assoziationen mit dem Frühling, um eure Zielgruppe anzusprechen und eure Botschaften durch Oster-Gewinnspiele, themenbezogene Inhalte oder die Präsentation von Frühlingskollektionen aufzulockern. 
 
Star Wars Day, 04. Mai: „May the Fourth be with you!“ Der Star Wars Day eignet sich wunderbar, um Popkultur, Marketing und Lichtschwerter miteinander zu verbinden. Wer den Hype um den Star Wars Day für sich nutzen möchte, sollte auf wirklich authentischen Content setzen und einigermaßen sattelfest in der Sternensaga sein, sonst wird’s peinlich. Nutzt Zitate, ikonische Szenen oder bekannte Charaktere aus den Filmen augenzwinkernd und sicher der Erfolg euch sein wird. 
 
Muttertag, 11. Mai: Der Muttertag ist einer der emotionalsten Tage des Jahres und bietet eine perfekte Gelegenheit, eure Social-Media-Kanäle mit berührenden Inhalten zu füllen. Die Werte Nähe, Dankbarkeit und Wertschätzung stehen dabei im Mittelpunkt. Aber aufgepasst: Am Muttertag lauern auch Klischeefallen („Mutti ist die Beste!“). Auf zeitgemäße und liebevolle Botschaften kommt es hier an. 
 
Mehr Inspiration für euren Social-Media-Kalender findet ihr in dieser Ausgabe! 
 
 
 

Lust auf mehr? Dann klickt auf den gelben Button, um euch zum Newsletter anzumelden.

 

 

Download